Das Museum der University of Tokyo hat sich in den letzten Jahren bekanntlich stark verändert, vergrößert und modernisiert, wobei gerade der Aspekt des Digital/Virtual-Museums immer stärker in den Vordergrund gertickt ist. Es versteht sich nicht mehr als "Elfenbeinturm" sondern hat sich weit über Todai hinaus als OpenMuseum immer größeren Kreisen eines interessierten allgemeinen Publikums geöff-net. In den letzten Jahren fanden jeweils mehrere Ausstellungen völlig unterschiedli-cher Thematik statt, die in wohl illustrierten Katalogen ihren Niederschlag fanden und auch in der Presse Aufmerksamkeit erregten. Zielstellung, technische Möglich-keiten und anvisiertes Publikum des Tokyo University Museum gehen heute klarüiber solche traditioneller Universitätsmuseen und -sammlungen hinaus. Bisher griff man in den Ausstellungen allerdings fast ausschließlich auf eigene oder zumindest japanische Sammlungsbestände zürtck. In der hier präsentierten Ausstellung werden nun erstmals Monumente und Kunst-werke aus nichtasiatischen, nämlich im antiken Mittelmeerraum angesiedelten Kul-turen dokumentiert. "Investing in the Afterlife", d.h. in monumentale Gräber und Grabmonumente, in Grabmalereien, -reliefs und- skulpturen, in reiche Beigaben und in einen aufwendigen Toten- und Ahnenkult, wurde bei vielen antiken Mittelmeer-kulturen groß geschrieben, war moralische und religiöse Pflicht und steigerte zu-gleich das eigene soziale Prestige. Über manche dieser antiken Hochkulturen wissen wir mehr durch ihre Nekropolen und Gräber als durch ihre Siedlungen, Häuser und Heiligtümer. Für diese Ausstellung mußte eine geografische und zeitliche Auswahl getroffen werden, wobei in erster Linie Etrurien und in zweiter Linie Süditalien im Vordergrund stehen, aber auch Makedonien und Thrakien ber6#252;cksichtigt werden und zwar vor allem im Zeitraum vom 7. bis 3. Jh. v.Chr., also vor der Entstehung des Im-perium Romanum. Der Schwerpunkt dieser Ausstellung liegt eindeutig auf der Grabarchitektur und vor allem den Grabmalereien, die uns vielfältige Aussagen reli-giöser, sozialer und kunstgeschichtlicher Art ermöglichen. Durch meine frühere Tätigkeit am prestigereichen, bereits 1829 gegründeten Deutschen Archäologischen Institut in Rom ergab sich die Möglichkeit, aus dessen Archiv eine Serie von im 19. Jh. gefertigten Facsimili, Lucidi, Zeichnungen und Aquarellen etruskischer Grabmalereien - vor allem aus Tarquinia - erstmals hier in Tokyo und Japan als Höhepunkt dieser Ausstellung zu präsentieren. Diese Kopien haben nicht nur einen dokumentarischen und wissenschaftlichen, sondern auch einen eigenen künstlerischen Wert. Schon die Entdecker und Erforscher dieser Gräber im 19. Jh. waren sich der Empfindlichkeit und Vergänglichkeit dieser Male-reien und der infolgedessen notwendigen Dokumentation bewuBt, die damals eben nur durch Pausen, Zeichnungen und Aquarelle erfolgen konnte, heute aber durcherstklassige fotografische Reproduktion und Digitalfotos möglich ist. Vorrangiges Ziel dieser Ausstellung ist es, die verschiedenen Arten von Dokumentation im Laufe von etwa 150 Jahren zu verdeutlichen und zwar natürlich vor allem dem japanischen Publikum, dem ja nur höchst selten die Begegnung mit den Originalen möglich ist, wenn diese denn 252berhaupt noch erhalten und der Öffentlichkeit zugänglich sind. Das Phänomen monumentaler Grabarchitektur und Grabmalerei ist bekanntlich auch in Japan verwurzelt, wenn auch erst viel später, nämlich in der Kofun-Periode. Dank des großen Stellenwerts der Archäologie in der japanischen Öffentlichkeit und Pres-se bleibt zu hoffen, das diese weit über Japan und Ostasien hinausführende Doku-mentationsausstellung antiker mediterraner Kulturen und ihres Grabwesens auch beim japanischen Publikum Anklang findet. Im Zusammenhang mit der Ausstellung finden auch eine Vortragsreihe von interna-tional renommierten Archäologen aus Japan, Bulgarien, Deutschland, Griechenland und Italien sowie Fuhrungen statt. Der reich in Farbe und Schwarzweiß bebilderte Katalog enthält sowohl die Original-texte der Autoren auf Deutsch, Englisch und Italienisch als auch die mehreren Über-setzern zu verdankenden japanischen Versionen dieser Texte, ist also gleichermaßen für japanische wie auch für westliche Leser bestimmt. Es versteht sich von selbst, das an der Vorbereitung und Verwirklichung dieser Aus-stellung zahlreiche Mitarbeiter, Kollegen und Freunde in Japan sowie in den "Geberländern" beteiligt waren. Erwähnen und danken möchte ich hier vor allem dem Koorganisator der Ausstellung Y. Nishino sowie den anderen Museumskollegen und Verwaltungsmitarbeitern am Museum, M. Aoyagi (Todai), S. Matsuyama (To-dai), meiner Frau I. Otsuki, den Übersetzern T. Hirayama, M. Hirose, S. Imai, I. Iizuka und A. Mazuda, den Mitarbeitern des COE (Todai), dem Designer der Aus-stellung K. Sasaki, dem Katalogherausgeber W. Izumi und Frau Yae Kosugi von der University of Tokyo Press Production Center, S. Tashiro vom Ancient Mediterranean Museum/Unimat, Herrn K. Okuma, Herrn M. Nukaga, den Fotografen T. Okamura und A. Suzuki, den Mitarbeitern vom Kawaguchiko-Museum, den Kollegen und Freunden in Italien H. Blanck, A. Bottini, M. Mazzei, A. Pontrandolfo, A. Romualdi und P. Zanker, in Griechenland H. Brekoulaki und M. Tsibidou-Avloniti, in Bulgari-en D. Gergova, P. Ikonomov und J. Valeva, in Syrien K.-S. Freyberger sowie in den USA C. Lyons vom Getty Research Institute. Für die Finanzierung des ausstellung-begleitenden Vortragsprogrammes sei der Kajima Foundation for the Arts in Tokyo besonders herzlich gedankt. Stephan Steingräber
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