ETRURIEN


II
Photographische Reproduktionen etruskischer Grabmalereien auf Canva von Takashi Okamura




Hierbei handelt es sich um eine Auswahl von Reproduktionen meist in originaler Größe der Grabmalereien, die auf die Aufnahmen des Meisterphotographen Takashi Okamura zurückgehen. Diese wurden 1985 in dem mehrsprachig erschienenen und von S. Steingräber herausgegebenen Buch "Etruskische Wandmalerei" (Stuttgart - Zürich 1985; im folgenden abgekürzt EM) erstmals publiziert und später als großformatige Reproduktionen auf Canva in Ausstellungen in der Villa Giulia in Rom, in Kawaguchiko und in Yamagata zuletzt 1996 gezeigt. Letztere werden heute im Depot des Kawaguchiko Museum of Art autbewahrt.


16Fig. 74

Veio, Tomba delle Anatre, Rtickwand: Älteste Grabmalerei in Etrurien mit fünffigurigem Entenfries in den Grundfarben rot, schwarz und gelb im sog. italo-geometrischen Stil, wie er häufig auf zeitgleichen Vasen dokumentiert ist; 2. Viertel 7. Jh. v.Chr.; Maße: L 3,10 m; H 2,30m; EM Nr. 175.


17Fig. 75

Tarquinia, Tomba delle Pantere, Rückwzihd: Älteste Grabmalerei in Tarquinia mit einem heraldischen Pantherpaar über einer Raubtiermaske in schwarz und rot auf weißem Grund; spätorientalisierender, etrusco-korinthischer Stil; Anfang 6. Jh. v.Chr.; Maße: L circa 2,5 m; H circa 2,5 m; EM Nr. 96.


18Fig. 76

Tarquinia, Tomba degli Auguri, Rückwand: Eine der ältesien großfigurigen Grabmalereien Tarquinia's mit Scheintür und zwei bärtigen Männern - wohl Priestern - im Klagegestus sowie Tierkampfszene im Giebel; sehr qualitätvolle Malerei der Spätarchaik mit stark jonischem Einfluß; gegen 520 v.Chr.; Maße: L 2,60 m; H 1,90 m; EM Nr. 42.


19Fig. 77

Tarquinia, Tomba delle Leonesse, Rückwand: Ein anderes wichtiges Beispiel der frühen großfigurigen Grabmalerei Tarquinia's in spätarchaischjonisierendem Stil mit Pavilloncharakter (gemalte Ecksäulen); Tänzer- und Musikantenszene mit efeugeschmücktem Krater in der Mitte, Wellenfries mit Delphinen und zwei Pantherweibchen im Giebel; gegen 520 v.Chr.; Maße: L 2,91 m; H 2,10 m; EM Nr. 77.


20Fig. 78

Tarquinia, Tomba della Caccia e Pesca, Rückwand der Rückkammer: Sehr lebendige und farbenfrohe tarquinische Grabmalerei der spatarchaischen Phase mit ausgeprägt naturalistischen Tendenzen; Meereslandschaft mit Fischfang- und Jagdszenen sowie Bankettszene mit aristokratischem Ehepaar im Giebel; gegen 510 v. Chr.; Maße: L 3,32 m; H 2,00 m; EM Nr. 50.


21Pl. 18  Fig. 79

Tarquinia, Tomba del Barone, Rückwand: Sehr qualitätvolle Grabmalerei in spatarchaischjonisierendem Stil mit einer von zwei Reitern flankierten Begegnungsszene (vornehme Frau mit Tutulus sowie äiterer Mann mit Kylix und jüngerer Flötenspieler) im Lorbeerhain, die z.T, mythologisch interpretiert worden ist; im Giebel Hippokampen und Delphine; gegen 5 10/500 v.Chr.; Maße: L 3,88 m; H 2,38 m; EM Nr. 44.


22Fig. 80

Tarquinia, Tomba dei Leopardi, Rückwand: Berühmtes Beispiel aus der Übergangsphase von der Spätarchaik zur Frühklassik mit figurenreichem und farbenprachtigem Bankett mit drei Klinen, an dem auch Frauen teilnehmen, sowie zwei Leoparden im Giebel; gegen 480/70 v.Chr.; Maße: L 3,30 m; H 2,16 m; EM Nr. 81.


23Fig. 81

Tarquinia, Tomba 5513, Rückwand: Grabmalerei aus der frühklassischen Phase, die wahrscheinlich der gleichen Werkstatt wie die berühmte Tomba del Triclinio zuzuschreiben ist; Bankett mit lebhaft gestikulierenden Teilnehmern (auffallend starkes Grün bei einigen Gewändern) auf zwei Klinen sowie Mundschenk am Kylikeion mit Trinkgeschirr; im Giebel zwei heraldische Löwen; Mitte 5. Jh. v.Chr.; Maße: L 3,41 m; H 2,18 m; EM Nr. 162.


24Fig. 82

Tarquinia, Tomba dei Demoni Azzurri, rechte Wand: Erst 1986 unter der modernen Straße in der Monterozzi-Nekropole von Tarquinia entdecktes Grab aus der klassischen Periode mit sensationeller Thematik auf der rechten Wand, nämlich den ältesten Darstellungen von etruskischen Todesdämonen in der Grabmalerei: von links der griechische Totenfährmann Charon auf seinem Nachen, Ankunftsszene in der Unterwelt mit zwei Dämonen, zwei Dämonen mit Schlangen bzw. Flügeln in felsiger Landschaft; gegen 400 v.Chr.; L 6,10 m; H 2,70 m.


25Fig. 83

Tarquinia, Tomba dell'Orco I, rechte Wand: Detail: Eines der berühmtesten etruskischen Grabmalereien aus der spätklassischen Phase, nämlich der Profilkopf mit Diadem, Hals- und Ohrschmuck der schönen etruskischen Aristokratin Velia; sie war Teil einer Bankettszene auf der rechten Wand der Tomba dell'Orco I, deren Inhaberfamilie (Spurinna ? Murina ?) nach wie vor umstritten ist; 2. Viertel 4. Jh. v.Chr.; Maße (der rechten Wand): L 5,14 m; H 2,07 m; EM Nr. 93.


26Pl. 19-21  Fig. 84-85

Tarquinia, Tomba degli Scudi, Rückwand und rechte Wand: Zwei Details mit Bankettszenen: Berühmte großräumige Grabanlage der aristokratischen Familie Velcha, deren zentrale Hauptkammer mit Bankettszenen und prozessionsartigen Aufzugen ausgemalt ist, die sich in der Unterwelt abspielen. Der Ausschnitt auf der Rückwand zeigt das Grabinhaberehepaar Larth Velcha und Velia Seithiti beim Bankett mit einer Dienerin mit Fächer und langer genealogischer Inschrift (cursus honorum) darüber, der Ausschnitt auf der rechten Wand dagegen die Eltern des Grabbegründers, nämlich Velthur Velcha und Ravnthu Aprthnai beim Bankett und zwei flankierende Musikanten; 3. Viertel 4. Jh. v.Chr.; Maße: Rückwand (gesamt): L 5,85 m; H 2,60 m; rechte Wand (gesamt): L 6,70 m; H 2,13 m; EM Nr. 109.


27Fig. 86

Tarquinia, Tomba Giglioli, Rückwand: Familiengrab der Gens Pinie, zu den bedeutendsten Gräbern der frühhellenistischen Zeit in Tarquinia gehörend; umlaufender, sehr plastisch mit starken Chiaroscuro-Effekten gemalter Waffenfries, der die militärischen Leistungen des Grabinhabers unterstreicht; gegen 300 v.Chr.; Maße: L 5,75 m; H 2,05 m; EM Nr. 69.


28Fig. 87

Cerveteri, Tomba dei Rilievi, Rückwand: Reichstes frünhellenistisches Kammergrab. in der caeretaner Banditaccia-Nekropole, der Gens Matuna gehörend; Wände und Pfeiler mit farbigen Stuckreliefs überzogen; besondere Betonung der Hauptbestattung in Alkove mit Kline; Ende 4. Jh. v.Chr.; Maße: L 6,50 m; H 2,65 m; EM Nr. 9.


29Fig. 88

Portraits des Ehepaars in jonisierendem Stil auf dem berühmten spätarchaischen Terrakottasarkophag aus Cerveteri in Rom, Mus. di Villa Giulia: um 520 v.Chr.


III
Etruskische Urnen und Spiegel


Etruskische Urnen sind nur höchst selten in japanischen Museen und Sammlungen zu finden. Sie konnten in Alabaster, Travertin, Kalkstein, Tuff oder Terrakotta gearbeitet sein und erfreuten sich besonderer Beliebtheit in hellenistischer Zeit, d.h. vom Ende des 4. bis zum Beginn des 1. Jhs. v.Chr. und zwar in Nord- und Nordostetrurien mit den Hauptzentren Volterra, Perugia und Chiusi. Die als Aschenbehälter dienenden Kästen sind häufig mit Reliefs z.T. mythologischer Art geschmückt, während auf dem Deckel oft die Figur des oder der, manchmal auch inschriftlich genannten Verstorbenen lagernd wiedergegeben ist.


30Fig. 89-90

Unpublizierte Urne aus Alabaster mit männlicher Deckelfigur aus Privatsammlung in Kanagawa: 2. Jh. v.Chr., wohl aus Volterra oder Umgebung. Deckel: L 66 cm; Br 30 cm; H 36 cm. Kasten: L 58 cm; Br 29 cm; H 39 cm. Auf dem Deckel lagert mit Girlande und dmphalosschale der Verstorbene im für die hellenistische Zeit charakteristischen Typ des "Obesus Etruscus". Auf dem vorderen Deckelrand läuft eine stark verwitterte etruskische Inschrift nach links entlang. Der Urnenkasten ist nur vorne reliefiert mit einer dreifigurigen Schlachtszene, die wohl als Amazonomachie zu interpretieren ist: Die Amazone in charakteristischer Tracht greift von links an, die beiden griechischen Männer sind nackt wiedergegeben, nämlich ein von rechts angreifender Reiter und ein Gefallener.


31Fig. 91-92

Unpublizierte Urne aus Kalkstein mit geringen roten und goldenen Farbresten und männlicher Deckelfigur aus Privatsammlung in Kanagawa: 2. Jh. v.Chr. Deckel: L 58 cm; Br 32 cm; H 40 cm. Kasten: L 55 cm; Br 24 cm; H 38 cm. Die Deckelfigur des lagernden Verstorbenen im Typ des "Obesus Etruscus" mit Omphalosschale ist stark verwittert. Der Urnenkasten wird vorne von Eckpilastern mit äolischem Kapitell gerahmt und ist vorne und auf beiden Schmalseiten reliefiert. Die Vorderseite zeigt eine geflügelte Skylla typisch etruskischer Form mit zwei Fischschwänzen und erhobenem rechten Arm ohne mythologischen Kontext, ein für die hellenistische Zeit in Etrurien gängiges Motiv von ausgepragter Unterweltssymbolik. Die Schmalseiten zeigen jeweils eine große 4-blättrige Rosette.


32Fig. 93

Unpublizierte Urne aus Kalkstein mit weiblicher Deckelfigur aus Privatsammlung in Kanagawa: 2. Jh. v.Chr. Deckel: L 59 cm; Br 25 cm; H 42 cm. Kasten: L 58 cm; Br 28 cm; H 40 cm. Deckel und Kasten gehörten ursprünglich offensichtlich nicht zusammen. Die gelagerte weibliche Deckelfigur in Chiton und Himation und mit Halskette hielt in der rechten Hand ein jetzt nicht mehr erkennbares Attribut. Der Umenkasten ist nur auf der Vorderseite mit einer von zwei Horizontalleisten gerahmten, 4-figurigen Kentauromachie reliefiert, wobei ein Felsbrocken schleudemder Kentaur im Zentrum von drei Kriegern bzw. Lapithen angegriffen wird.


33Pl. 27-28  Fig. 94

Unpublizierte Urne aus Terrakotta mit weiblicher Deckelfigur aus Privatsammlung in Kanagawa: 2. Jh, v.Chr., wohl aus Chiusi oder Umgebung. Deckel: L 40 cm; Br 19,5 cm; H 15 cm. Kasten: L 37 cm; Br 17 cm; H 21 cm. Bei der weiblichen lagernden Deckelfigur haben sich an Kopf- und Schulterpartie sowie vor allem am Doppelkissen kräftige rot-orange Farbreste erhalten. Eine linksläufige rote Inschrift auf dem vorderen Deckelrand nennt den Namen der Verstorbenen: Fasti (Vu)tsinei. Die Vorderseite des Urnenkastens zeigt ein in Matrize gearbeites Relief mit dem Echetlosmythos, der im hellenistischen Etrurien sehr verbreitet war. Solche in Serie gearbeiteten kleinen Terrakottaurnen mit ursprünglich starker Bemalung waren charakteristisch für Chiusi und seine Zone in späthellenistischer Zeit. Lit.: vgl. M. Sannibale, Le urne cinerarie di età ellenistica. Monumenti Musei e Gallerie Pontificie. Mus. Gregoriano Etrusco cat. 3 (Roma 1994) 124 f. Anm. 628 u. Nr. 26.


34Fig. 95

Urnendeckel aus Terrakotta mit Farbresten aus dem Ancient Mediterranean Museum (Kat. Nr. 71): L 46,3 cm; in Gewand gehüllte männliche lagernde Deckelfigur; aus Chiusi oder Umgebung; 2.-1. Jh. v. Chr.

Bronzespiegel mit Ritzzeichnungen von oft mythologischem Geschehen und z.T. mit Inschriften waren in Etrurien von der spätarchaischen Zeit bis in die hellenistische Periode hinein geläufig und wurden haufig als Beigaben - vor allem für weibliche Bestattungen - ins Grab mithineingegeben, nachdem sie wahrscheinlich vorher meist von den vornehmen Etruskerinnen im Leben praktisch verwendet worden waren. Aus japanischen Museen und Sammlungen kennen wir bisher nur relativ wenige und meist nicht sonderlich qualitätvolle Beispiele. Der mit Abstand interessanteste etruskische Bronzespiegel in Japan sei im folgenden vorgestellt.


35Fig. 96

Bronzespiegel mit Ritzzeichnung aus dem Ancient Mediterranean Museum, Tokyo (Kat. Nr. 73): Anfang 5. Jh. v.Chr.; wohl in einem etruskischen Grab gefunden; Maße: H (mit Grifl) 23,7 cm; Dm 15,7 cm; relativ guter Erhaltungszustand. Außen läuft ein Lotosblüten- und -knospenfries ringsherum. Ein horizontaler Wellenfries dient als Standlinie für eine figürliche Szene, nämlich einen Ringkampf zwischen einem nackten jungen Mann und einer Frau, deren aus dem Gewand züngelnde Schlangen auf eine göttliche Gestalt hindeuten: Wir haben hier zweifellos den griechischen Mythos vom Kampf zwischen der Gottin Thetis und dem sie zu seiner Frau begehrenden Peleus vor uns. Sowohl der noch archaisch-manierierte Stil der Figuren als auch das Schriftbild der Inschrift legen eine Datierung des Spiegels noch in spatarchaische Zeit, d.h. in den Anfang des 5 . Jhs. v.Chr. nahe. Die Inschrift, die nicht die Namen der beiden mythologischen Figuren, sondern den Spiegel selbst (= malena) und den Namen seiner Besitzerin (= Larthi Acavis purtie) nennt, zählt damit zu den ältesten etruskischen Spiegelinschriften uberhaupt. Der Spiegel ist bisher weitgehend unpubliziert und erregte in der internationalen Fachwelt wie bei der Spiegelspezialistin N. de Grummond großes Interesse.


IV
Etruskische Nekropolen, Monumentalgräber und Felsgräber



36Pl. 29-32  Fig. 97-100

Populonia und Nordetrurien: Die z.T. von großen Tumuli (bis zu 80 m Dm) mit gemauerter Krepis überdeckten Monumentalgräber Nordetruriens aus dem 7. und frühen 6. Jh, v.Chr. sind im allgemeinen aus Steinblöcken und -platten erbaut und weisen keine Malerei auf. Die ältesten Kammergräber mit unechter Kuppel konnen in Populonia nachgewiesen werden. Außer in Populonia finden wir auch in Vetulonia, in der Zone westlich von Volterra (Casal Marittimo, Casaglia), bei Florenz (Quinto Fiorentino, Artimino), im Chiantigebiet (Castellina in Chianti) und in Cortona-Camucia wichtige Nekropolen und Gräber aus der orientalisierenden Periode, die oft sehr reiche Beigaben einschließlich Goldschmuck und Elfenbeinarbeiten enthielten. Die Kammergrabanlagen bestehen meist aus Dromos, Vorkammer und ein oder mehreren Haupt- und Nebenkammem, wobei die rechteckigen Kammern von einem linearen Kraggewölbe, die runden Grabkammern (Tholoi) dagegen von einer unechten Kragekuppel überwölbt werden. In Populonia und Vetulonia gibt es einen Mischtypus, bei dem vom quadratischen Grundriß durch Eckpendantifs zur runden Kragekuppel übergeleitet wird. Die Toten wurden oft auf steinernen Klinen beigesetzt.


37Pl. 33-35  Fig. 101-104

Cerveteri: Diese bedeutendste südetruskische Küstenmetropole weist die ausgedehntesten und am besten erhaltenen Nekropolen Etruriens auf, die sich rings um die Stadt herum in den Zonen Banditaccia, Monte Abatone und Sorbo gruppieren. Am besten erforscht und zugänglich ist die Necropoli della Banditaccia. Tausende von Grabern vor allem aus dem Zeitraum vom 7. bis zum 3 . Jh. v.Chr. geben uns eine Fülle von Informationen über die Entwicklung der Grabarchitektur, über Totenkult und Religion sowie dank zahlreicher, besonders im 7. Jh. sehr reicher Grabbeigaben über Kunst und Handwerk der Etrusker. Auf die großen Fürstentumuli der früh- und hochorientalisierenden Zeit mit oft bis zu 4 Kammergrabanlagen folgten ab dem spßten 7. Jh. kleinere, meist bereits auf Straßen ausgerichtete Tumuli mit nur einem Kammergrab und ab der Mitte des 6. Jhs. schließlich rechteckige Würfelgräber längs von sich rechtwinklig kreuzenden Straßen. Die meist aus dem Tuff gehöhlten Kammergrßber zeichnen sich besonders in der 2. Häifte des 7. Jhs. und im 6. Jh. sowie dann nochmal im 4./3. Jh, durch besonders reiche innenarchitektonische Ausarbeitung mit Balken- und Kassettendecken, Gesimsen, Klinen und Thronen, Altaren und Reliefs aus, wobei sich teilweise Einflüsse aus der Hausarchitektur widerspiegeln. Nirgendwo sonst in Etrurien ist die Charakterisierung der Nekropolen als wahre "Totenstädte" so treffend wie in Cerveteri.


38Pl. 36-43  Fig. 105-112

Die südetruskische Felsgräberzone: In der pittoresken und z.T. wild zerklüfteten vulkanischen Tufflandschaft im Inneren Südetruriens konzentrieren sich die Felsgräber der älteren Periode (6. - 5 . Jh. v.Chr.) vor allem auf Blera, San Giuliano, San Giovenale und Tuscania, die der jüngeren Phase (2. Hälfte 4. - Anfang 2. Jh.) dagegen auf Norchia, Castel d'Asso und Sovana. Vertreten sind vor allem Ganz-, Halb- und Scheinwürfelgräber, aber auch aufwendigere Formen wie Haus-, Porticus-, Aedicula- und Tempelgräber sowie einfachere Formen ohne ausgearbeitete Fassaden. Das Phänomen ist vor allem geologisch bedingt, zielt aber auch auf besondere Repräsentation ab, was gerade für die oft monumentalen und z.T. auch reliefgeschmückten Fassaden der späteren Phase gilt: Die Fassade ist hier zur reinen Schein- und Schaufassade geworden und die Grabkammer ist gleichsam vefsteckt unterirdisch angelegt. Oft haben die wichtigsten Felsgräber unmittelbaren Blickkontakt zur antiken Stadt. Felsgräber teils vergleichbarer, teils anderer Form finden sich auch in zahlreichen anderen Gebieten vor allem des östlichen Mittelmeerraums wie in Albanien, Makedonien und Thrakien, in Kleinasien (hier besonders in Lykien und Karien), auf Rhodos, in Palästina und Jordanien sowie in der Kyrenaika. Den Höhepunkt dieses Phanomens bilden die z.T. kolossalen Felsfassaden des 1. Jhs. v. und 1 . Jhs. n.Chr. in der nabatäischen Metropole Petra.




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