KATALOG TEXTE IN DEUTSCH




ETRURIEN


Die Katalogtexte sind thematischtopographisch gegliedert in:
Etrurien
Süditalien
Makedonien
Thrakien
Griechische, unteritalische und etruskische Vasen
Die Katalogtexte sind verfaßt von:
Horst Blanck: Nr. 1-15
(z.T. zusammen mit S. Steingräber)
Hariclia Brekoulaki: Nr. 59
Diana Gergova: Nr. 61
Stephan Steingräber: Nr. 16-58, 60, 62-78

Die meisten der in der Ausstellung präsentierten Objekte und Reproduktionen sind auch im Katalog abgebildet. Im Katalog finden sich zusätzlich noch einige Monumente und Objekte, die in der Ausstellung nicht vertreten sind.

Die Bibliografie ist auf das allerwesentlichste beschränkt.


I
Facsimili, Lucidi, Zeichnungen und Acquarelle etruskischer Grabmalereien sowie diesbezügliche Bücher aus dem Archiv und der Bibliothek des Deutschen Archäologischen Instituts in Rom




Publiziert sind diese Dokumente im Ausstellungskatalog von H. Blanck et al., Malerei der Etrusker in Zeichnungen des 19. Jahrhunderts. Dokumentation vor der Photographie aus dem Archiv des Deutschen Archäologischen Instituts in Rom (Mainz 1987), abgekürzt im folgenden als ME.
Die Originalmalereien sind in dem corpusartigen Band von S. Steingräber (Hrsg.), Etruskische Wandmalerei (Stuttgart - Zürich 1985) publiziert, der auch in einer italienischen, englischen und japanischen Ausgabe erschien, abgekürzt im folgenden als EM.


1Fig. 1-17

Tarquinia, Tomba del Triclinio: Kolorierte Durchzeichnungen aller 4 Wände auf Transparentpapierbahnen mit Ausnahme des Flotenspielers auf der rechten Wand und des Giebels der Rückwand (= nicht kolorierte Durchzeichnungen) sowie der Tänzerin auf der rechten Wand (=Zeichnung mit Wasserfarbe auf starkem Papier); von Carlo Ruspi (1831/32).
Das Grab - eines der berühmtesten und qualitätvollsten ausgemalten Gräber Etruriens - wurde 1830 entdeckt. Zwei Jahre später beauftragten die Vatikanischen Museen Carlo Ruspi mit der Anfertigung von Facsimili der Grabmalereien. Zur Vorbereitung fertigte er zunächst Durchzeichnungen an, die er dann in seinem Studio duplizierte. Im rekonstruierten Grab in der Ausstellung sind mit Wasserfarben kolorierte Durchzeichnungen zu sehen mit Ausnahme der drei oben genannten Figuren. Die Tänzerin der rechten Wand hatte Ruspi bereits 1831 kopiert, als er im Auftrag des Instituto di Corrispondenza Archeologica verkleinerte Kolorzeichnungen anfertigte.
Dargestellt sind auf der Rückwand eine Bankettszene und auf den Seitenwänden Reigen von Tänzern/Tänzerinnen und Musikanten in einem von Vögeln belebten Hain; gegen 470 v.Chr. ; Maße des Grabes: L circa 4,30 m; Br circa 3,50 m; H 2,52 m; ME 21 ff., 155 Nr. 31; EM Nr. 121.


2Fig. 18-34

Tarquinia, Tomba delle Iscrizioni: Teilweise kolorierte Durchzeichnungen aller 4 Wände auf Pauspapier; von Carlo Ruspi (1835).
Die 1835 von C. Rtispi auf dünnem Pauspapier angefertigten Durchzeichnungen sämtlicher Malereien, die vor 15 Jahren aus konservatorischen Gründen auf Leinen aufgezogen werden mußten, werden in der Ausstellung bei der Rekonstruktion des Kammergrabes präsentiert. Da die Originalmalereien inzwischen vollständig zerstört sind, kann der dokumentarische Wert der Pausen garnicht überschätzt werden.
Dargestellt sind offenbar athletische und musische Spiele sowie teilweise schwierig zu interpretierende Kulthandlungen zu Ehren des Verstorbenen mit dicht gestaffelten Figuren in spätarchaisch-jonisierendem Stil, unterbrochen jeweils in der Mitte von großen Scheintüren im Typus der Porta dorica. Einzigartig für die archaische Grabmalerei ist die große Anzahl von Inschriften, die uns zahlreiche etruskische Familiennamen nennen; gegen 520 v.Chr.; Maße des Grabes: L 4,65 m; Br 3,75 m; H 2,02 m; ME 61 ff. Nr. I; EM Nr. 74.


3Pl. 3-6  Fig. 35-38

Tarquinia, Tomba dei Vasi dipinti: 4 Aquarelle in verkleinertem Maßstab (1 : 10): Linke Wand: 26 × 16 cm; Rückwand: 36 × 19 cm; rechte Wand: 29,5 × 16 cm; Eingangswand: 19 × 19cm. 6 Kohlepausen auf 3 Blättern, jeweils 43 × 28cm. Von Louis Schulz (1869).
Louis Schulz fertigte diese Kopien im November 1869 für die Publikation in den Monumenti inediti (IX, 1869, P1. XIII - XIIlc).
Die Thematik der Malereien dieses 1867 entdeckten Grabes in spatarchaisch-jonisierendem Stil konzentriert sich auf Bankett (in familiärem Ambiente mit Ehepaar), Musik- und Tanzszenen in einem reich geschmückten Hain. Besonderes Interesse verdient auch das Kylikeion mit Trinkgeschirr und z.T. figürlich bemalten Vasen. Die Kohlepausen geben 6 Köpfe im Detail wieder. Die Originalmalereien sind heute in sehr schlechtem Erhaltungszustand; gegen 500 v.Chr. ; Maße des Grabes: L 3,17 m; Br 3,16 m; H 1,95 m; ME 90 ff, Nr. V; EM Nr. 123.


4Pl. 7-8  Fig. 39-40

Tarquinia, Tomba della Caccia e Pesca: 3 aquarellierte Kopien in verkleinertem Maßstab von den Malereien in der Vorkammer (Seitenwände: 1 : 10; Rückwand: 1 : 5), d.h. 2 Blätter von Seitenwanden: je 47 × 15,5 cm; 1 Blatt der Rückwand: 51 × 22 cm. Von Gregorio Mariani (1885).
Dieses berühmte Grab wurde 1873 entdeckt. Der Zeichner des Deutschen Archäologischen Instituts in Rom Gregorio Mariani fertigte diese Kopien zur Vorbereitung seiner Farblithographien an, die in den Monumenti inediti (XII, 1885. Pl. XIII - XIV) erschienen sind.
Diese seltener abgebildeten und weniger bekannten Malereien der Vorkammer zeigen im Giebel der Ruckwand ein typisch aristokratisches Statusthema, nämlich eine figurenreiche und farbenprächtige Heinkehr von der Jagd in üppiger Vegetation sowie auf den Wanden einen reich geschmückten - nach E. Simon apollinisch zu interpretierenden - Hain mit zahlreichen kleinen, weitgehend nackten Thnzern, die einen sehr ausgelassenen, dionysisch anmutenden Tanz vollführen; gegen 510 v.Chr. ; Maße der Vorkammer: L 4,37 m; Br 3,38 m; H 2,45 m; ME 82 Nr. III; EM Nr. 50.


5Fig. 41-47

Tarquinia, Tomba delle Bighe: Teilweise mit Wasserfarben kolorierte Durchzeichnungen auf dünnem Pauspapier des kleinen oberen Frieses der linken Wand: L 3,50 m; H 0,40 m. Von Carlo Ruspi (1835).
1835, also 8 Jahre nach der Entdeckung des Grabes, fertigte Ruspi Pausen der gesamten figürlichen Dekoration an und zwar als Grundlage für die Facsimili, die der Vatikan bei ihm für das neue Museo Gregoriano Etrusco bestellt hatte. Auf den Pausen sind die Farben der originalen Malereien teils in Wasserfarben, teils auch nur in Worten angegeben.
Dargestellt sind sportliche Wettkämpfe aus der griechischen Palaestra und Zuschauer auf einer Tribüne. Dieser kleinfigurige hellgrundige Athletenfries, der sich auch auf den anderen Wänden fortsetzt, stellt eine stilistisch nun vor allem von attischen Einflüssen geprägte Novität dar und bildet den grdßten etruskischen agonalen Zyklus überhaupt; gegen 490 v.Chr.; Maße der Grabkammer: L 4,80 m; Br 4,50 m; H 2,60 m; ME 97 ff. Nr. VII, 104 ff. Nr. 16; EM Nr. 47.


6Pl. 9  Fig. 48

Tarquinia, Tomba Querciola I: Aquarellierte Bleistiftzeichnung in verkleinertem Maßstab (1 : 25): 40 × 37 cm; von Carlo Ruspi (1831).
Als im Winter 1830/31 die Tomba del Triclinio und die Tomba Querciola I entdeckt worden waren, beauftragte Eduard Gerhard, der damalige Sekretär des Instituto di Corrispondenza Archeologica, Carlo Ruspi mit der Ausführung von Aquarellen zur Vorbereitung von Stichen, die in den Monumenti inediti (1, 1831, 33) mit einem Kommentar von Gerhard und Ruspi in den Annali dell' Instituto di Corrispondenza Archeologica 1831 , 313 ff. 325 ff. publiziert werden sollten.
Die Malereien dieses sehr großraumigen Grabes sind in einen oberen großen Fries mit traditionellen Bankett-, Musik- und Tanzszenen sowie in einen unteren kleinen Fries mit Jagd- und Sportszenen von innovativerer Art gegliedert; Ende 5 . Jh. v.Chr.; Maße der Grabkammer: L 5,37 m; Br 5,14 m; H 3,05 m; ME 170 f. Nr. 36. 37; EM Nr. 106.


7Pl. 10  Fig. 49

Tarquinia, Tomba Querciola II: Aquarellierte Beistift- und Tintenzeichnung von Grundriß und Malereien in verkleinertem Maßstab (GrundriB: 1 : 40; Malereien: 1 : 8): 53 × 37,5 cm. Von Carlo Ruspi (1832).
Die Zeichnungen wurden unmittelbar nach der Entdeckung des Grabes 1832 von Ruspi angefertigt. Da das Grab heute nicht mehr existiert, sind sie von größtem dokumentarischem Wert,
Die nicht sehr qualitätvollen Malereien dieses Grabes der Gens Ane aus hellenistischer Zeit zeigen eine 4-figurige Ankunftsszene in der Unterwelt mit zwei hanmlerbewehrten etruskischen Todesdämonen und dem sicher symbolisch als Hadeseingang zu interpretierenden Rundbogentor; 2. Hälfte 3./Anfang 2. Jh. v.Chr.; Maße der Grabkammer: L 3,23 m; Br 3,69 m; H 1,85 m; ME 196 ff. Nr. XV; EM Nr. 107.


8Fig. 50-57

Tarquinia, Tomba dell'Orco: Kohledurchzeichnungen auf Pauspapier von 11 Köpfen und einer Hand. Tomba dell'Orco I: Velia: 21,5 × 24,5 cm; Charun: 28 × 41,5 cm; Knabe und Mann: 7 × 17 cm; Hand: 10 × 16 cm. Tomba dell'Orco II: Persephone: 32 × 28,5 cm; Hades: 27 × 42 cm; Agamemnon: 27,3 × 32 cm; Dienerknabe und "Eros": 25,5 × 42,5 cm; Peirithoos: 13,3 × 25,5 cm; Theseus: 25 × 27,5 cm. Von Louis Schulz (1869).
Der berühmte Grabkomplex der Tomba dell'Orco wurde im Fruhjahr 1869 entdeckt; bereits im November des selben Jahres wurde der deutsche Zeichner Louis Schulz vom Instituto di Corrispondenza Archeologica mit der Anfertigung von aquarellierten Kopien der Malereien in verkleinertem Format und von lebensgroßen Durchzeichnungen der Köpfe von den Hauptfiguren beauftragt und zwar für die Publikation in den Monumenti inediti (IX, 1870, Pl. XIV, 2-5; XV). Während die Aquarelle verloren gingen, blieben die Kohlepausen erhalten.
Die durch einen Zwischenbereich verbundenen Graber Orco I und Orco II sind zu verschiedenen Zeiten entstanden und weisen sehr qualitatvolle, leider nur noch teilweise erhaltene Malereien der spätklassischen Periode auf. Die ältere Tomba dell'Orco I zeigt Bankettszenen in der Unterwelt in Präsenz des furchterregenden etruskischen Todesdämonen Charun, die jüngere Tomba dell' Orco II vor allem eine Nekyia, also eine Hadeslandschaft mit dem Unterweltsherrscherpaar Hades und Persephone sowie griechischen Heroen und etruskischen Dämonen; 2. Viertel bzw. 3. Viertel 4. Jh. v.Chr.; Maße: Orco I: L 5,14 m; Br 5,46 m; H 2,50 m; Orco II: L 5,80 m; Br 6,10 m; H 2,75 m; ME 176 ff. Nr. XII; EM Nr. 93. 94.


9Pl. 11-16  Fig. 58-63

Chiusi, Tomba della Scimmia: 4 Aquarelle in verkleinertem Maßstab (1 : 5) der Malereien in der Hauptkammer: jeweils 54 × 42 cm. 2 Aquarelle mit Grundriß und Längsschnitt bzw. Architekturzeichnungen und Malereien einer Nebenkammer: jeweils 42 × 54 cm. Von Giuseppe Angelelli (1846).
Dieses berühntteste ausgemalte Grab von Chiusi wurde im Januar 1846 entdeckt. Noch im gleichen Jahr beauftragte die Regierung des Granducato di Toscana den toskanischen Maler und Zeichner Angelelli mit der Anfertigung von aquarellierten Kopien der Grabmalereien für die Uffizien in Florenz. Auf Geheiß von Emil Braun, des Sekretärs des Instituto di Corrispondenza Archeologica, schuf Angelelli ein zweites Set dieser Kopien für Stiche, die in den Monumenti inediti (V, 1850, Pl. XIV - XVI) publiziert worden sind.
Die im Vergleich zu den tarquinischen Grabern qualitativ geringeren spatarchaischen Grabmalereien geben zahlreiche Varianten der zu Ehren des Verstorbenen abgehaltenen Leichenspiele von athletischer, musischer und Gauklerart in lebhafter Weise wieder, wobei ein kleines in einem Strauch sitzendes Äffchen dem Grab seinen Namen gab; gegen 480 v.Chr.; Maße der Hauptkammer: L 4,10 m; Br 5,13 m; H 3,24 m; ME 50 ff. 198 ff. Nr. XVI; EM Nr. 25.


10Fig. 64-72

Vulci, Tomba Françoiss: 9 Bleistiftzeichnungen in verkleinertem Maßstab (1 : 10) auf dünnem Pauspapier: Schachtung der trojanischen Gefangenen durch Achill: 40,5 × 33,5 cm; Befreiung des Caelius Vibenna: 40,5 × 31,5 cm; gefangener Trojaner und Befreiung des Caelius Vibenna: 31,7 × 40 cm; Aias und Kassandra: 33 × 40,5 cm; Phoinix und Nestor: 33 × 42 cm; Brudermord von Eteokles und Polyneikes: 33 × 42 cm; Sisyphos und Amphiaraos: 32 × 40,5 cm; Vel Saties und Knabe Arnza: 32 × 40,5 cm; Tierkampffries: 32 × 40,5 cm. Von Bartolommeo Bartoccini nach Zeichnungen von Nicola Ortis (1857). 1 Beistiftzeichnung in verkleinertem MaBstab (1 : 10): Tötung des Gnaeius Tarquinius: 11,5 × 34 cm. Von Heinrich Brunn (1860).
Die berühmte Tomba François wurde im April 1857 von dem Toskaner Alessandro François entdeckt und ausgegraben, wobei der französische Orientalist und Archäologe Adolphe Noel des Vergers diese Grabungskampagne finanzierte und sich dann auch die Publikation der wissenschaftlichen Ergebnisse vorbehielt. Durch Vermittlung von Wilhelm Henzen, des Sekretärs des Instituto di Corrispondenza Archeologica, beauftragte des Vergers den jungen Zeichner Nicola Ortis mit dem Kopieren dieser exzeptionellen Grabmalereien. Bevor die Zeichnungen von Ortis an des Vergers gesendet wurden, der sie zur Anfertigung von Stichen für sein Werk "L'Étrurie et les Étrusques ou dix ans de fouilles dans les Maremmes toscanes (Paris 1862/64) benutzte, beauftragte Henzen den Zeichner und Kupferstecher Bartolommeo Bartoccini mit dem Kopieren dieser Zeichnungen. Diese Bartoccini-Kopien wurden für die in den Monumenti inediti (VI, 1859. Pl. XXXI-XXXII) publizierten Stiche verwendet. Die Ortis-Zeichnungen gingen verloren. Als Heinrich Brunn das Grab 1860 besuchte, entdeckte er eine weitere bemalte Szene, die er in einer Bleistiftzeichnung festhielt.
Die heute in der Villa Albani in Rom autbewahrten und recht schlecht erhaltenen Malereien aus der Tomba François, deren Begründer in der Figur des Aristokraten Vel Saties in einer Toga picta dargestellt ist, stellen das umfangreichste und anspruchsvollste ikonografische Programm in der etruskischen Grabmalerei dar aus der Ubergangsphase von der Spätklassik zum Frühhellenismus, wobei hier die innovativen Errungenschaften der großen griechischen Malerei wie Chiaroscuro, Schattierungen und Glanzlichter bestens zum Tragen kommen. Vel Saties ließ sich inmitten gnechischer "Vorfahren", griechischer Mythen und historischer Szenen aus der Fruhzeit Vulci's darstellen, um so seine altehrwurdige Abstammung und seinen Status zu demonstrieren; 3. Viertel 4. Jh, v.Chr.; Maße der T-förmigen Hauptkammer: L 6,15 m; Br 6,83 m; H 3,5 m; ME 207 ff. Nr. XIX; EM Nr. 178.


11Fig. 73

Portrait des Malers Carlo Ruspi: “Artist'-Ar-cheologo” ME 21 ff. Abb. 12.


12 

Buch: Adolphe Noel des Vergers, L'Étrurie et les Étrusques ou dix ans de fouilles dans les Maremmes toscanes (Paris 1862/64).


13 

Buch: James Byres. Hypogaei or Sepulchral Caverns. Tarquinia (London 1842).


14 

Buch: Monumenti inediti. Vol. 1 (Roma 1833).


15 

Buch: George Dennis, The Cities and Cemeteries of Etruria (London 1848).




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